Die Glaubenskongregation des Vatikans in Rom hat einmal mehr unmissverständlich deutlich gemacht, dass die Kirche kein Recht habe, homosexuelle Paare zu segnen. Diese Verlautbarung aus Rom hat sehr viele, sehr deutliche Reaktionen hervorgerufen. Das wohl vor allem an die deutsche Kirche gerichtete Schreiben, die sich auf ihrem Synodalen Weg auch mit der Frage auseinandersetzt, wie homosexuell lebende Menschen integriert werden können und auf welche Weise ein Segen für Menschen in homosexuellen Partnerschaften möglich ist, sorgt für viel Widerspruch.
Auch Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand sowie das Pastoralteam unserer Pfarrei haben sich mit dieser Frage beschäftigt und Stellung bezogen:
Mit großer Enttäuschung und Unverständnis haben wir die Verlautbarung des Vatikans zur Kenntnis genommen. In der Pfarrei Christus König sind unsere Türen für alle Menschen offen, die in vielfältigen Lebensformen füreinander Verantwortung übernehmen und damit zu gelingendem Leben und zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen. Für uns stehen alle diese Lebensformen unter dem Segen Gottes, ausdrücklich auch die homosexuellen Partnerschaften, in denen Menschen in Liebe und Fürsorge miteinander verbunden sind. Damit geben auch sie ein Zeugnis von Gottes Liebe zu den Menschen. In unserer Pfarrei werden wir in diesem Sinne weitergehen und fordern erneut von der Leitung der Gesamtkirche, unser Leben in seiner differenzierten Realität wahrzunehmen, in seiner Vielfalt zu würdigen und zu fördern und statt der Konfrontation den Dialog zu suchen.
In der vom Vatikan am 15. März veröffentlichten Note heißt es unter anderem:
Es [ist] nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist. Das Vorhandensein positiver Elemente – die in sich betrachtet dennoch zu schätzen und hervorzuheben sind – in solchen Beziehungen ist trotzdem nicht in der Lage, diese zu rechtfertigen und sie daher rechtmäßig zum Gegenstand einer kirchlichen Segnung zu machen, weil diese Elemente im Dienst einer Verbindung stehen, die nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet ist. […]
Die Antwort auf das vorgelegte Dubium schließt nicht aus, dass Segnungen einzelnen Personen mit homosexueller Neigung gespendet werden, die den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden; sie erklärt jedoch jede Segnungsform für unzulässig, die dazu neigt, ihre Verbindungen anzuerkennen. In diesem Fall würde die Segnung nämlich die Absicht zum Ausdruck bringen, nicht bestimmte Einzelpersonen dem Schutz und der Hilfe Gottes im oben genannten Sinne anzuvertrauen, sondern einen Entschluss und eine Lebenspraxis zu billigen und zu fördern, die nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden können.
Gleichzeitig erinnert die Kirche daran, dass Gott selbst nicht aufhört, jedes seiner Kinder zu segnen, die in dieser Welt pilgern, denn für ihn »sind wir […] wichtiger als alle Sünden, die wir begehen können«. Aber er segnet nicht die Sünde und er kann sie nicht segnen: Er segnet den sündigen Menschen, damit er erkennt, dass er Teil seines Liebesplans ist, und sich von ihm verändern lässt. Denn er »nimmt uns so, wie wir sind, aber lässt uns nie so, wie wir sind«.
Den Wortlaut des vatikanischen Schreibens finden Sie hier.
Diese Verlautbarung aus Rom hat sehr viele, sehr deutliche Reaktionen hervorgerufen. Sie finden hier einige Wortmeldungen, Hintergründe und Berichte:
Bischof Bode: »Es braucht neue Dialogkultur mit Rom.« Franz-Josef Bode kommeniert das Papier aus Rom am 16. März folgendermaßen: »Die Wortmeldung der Glaubenskongregation hat mich zu diesem Zeitpunkt überrascht, zumal zu diesem Thema gerade viele gute und differenzierte Gespräche im Gange sind. Solche einfachen Antworten, das hat sich längst gezeigt, beenden Fragen nicht, sondern befeuern sie eher. Vom Synodalen Weg her gesehen, wird erneut deutlich, dass es dringend eine neue Dialogkultur mit Rom braucht.«
Bischof Bätzing: »Werden Vatikan-Nein zu Segnungen Homosexueller diskutieren.« Die Glaubenskongregation gebe in ihrem Schreiben »den Stand der kirchlichen Lehre wieder, wie er sich in mehreren römischen Dokumenten spiegelt«, sagte Bätzing weiter. In Deutschland und in anderen Teilen der Weltkirche gebe es seit längerem Diskussionen, »in welcher Weise diese Lehre und Lehrentwicklung allgemein mit tragfähigen Argumenten vorangebracht werden kann – auf der Basis grundlegender Wahrheiten des Glaubens und der Moral, der fortschreitenden theologischen Reflexion und ebenso in Offenheit für neuere Ergebnisse der Humanwissenschaften und der Lebenssituationen heutiger Menschen«. Auf Fragen dieser Art gebe es keine einfachen Antworten, so der Bischof. Den ganzen Artikel vom 16. März finden Sie hier.
Synodalforum nach römischem »Nein«: Kirchliche Lehre weiterentwickeln. Die Stellungnahme der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare zielt laut Beobachtern auch auf den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland ab. Vertreter des Prozesses haben am Dienstag auf das römische »Nein« reagiert. Den Artikel vom 16. März können Sie hier lesen.
Bischof Bode kritisiert Vatikanpapier zu Homosexuellen. Das »Nein« des Vatikan zu Segnungen homosexueller Partnerschaften sorgt unter den deutschen Bischöfen für Gesprächsstoff. Zahlreiche Oberhirten haben sich bereits zu Wort gemeldet. Die Reaktionen reichen von Kritik bis Zustimmung. Den Artikel vom 16. März finden Sie hier.
»Diese Stellungnahme aus Rom macht mich fassungslos.« Das »Nein« der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat in und außerhalb der katholischen Kirche ein breites Echo ausgelöst. Ausgewählte Stellungnahmen und Zitate vom 16. März finden Sie hier.
Nein zur Segnung? Der Vatikan wird nicht mit Gehorsam rechnen können. Die Theologen Stephan Goertz und Magnus Striet sehen darin ein Feshalten an der Morallehre der 1950er-Jahre – und prognostizieren eine Beschleunigung des Autoritätsverlusts der Kirche. Den Artikel vom 16. März können Sie hier lesen.
Theologe Daniel Bogner: Vatikan wie »doktrinärer Elefant«. Mit seinem Nein zur Segnung homosexueller Partnerschaften hat sich der Vatikan nach Einschätzung des Theologen Daniel Bogner wie ein »doktrinärer Elefant im Porzellanladen« aufgeführt. »Da wird auf einen Schlag zertrümmert, was Papst Franziskus an Autorität für das Leitungsamt der Kirche mühsam neu aufgebaut hat.« Den Artikel vom 16. März können Sie hier lesen.
Mehr als 1.000 Seelsorger wollen weiter Homosexuelle segnen. Klarer als die Ansage aus Rom geht es kaum: »Nein«, heißt es auf die Frage nach der Segnung für homosexuelle Paare. Doch es regt sich Widerstand: Ein Paderborner Pfarrer und ein Würzburger Hochschulseelsorger haben über 1.000 Seelsorger zusammengebracht, die weiter segnen wollen. Den Artikel vom 17. März finden Sie hier.
Himmel! Fahrstühle, Autos, alles kein Problem. Aber homosexuelle Partnerschaften will der Vatikan nicht segnen. Markus Barth kann die katholische Kirche nicht mehr ernst nehmen. Seinen Kommentar in der Wochenzeitung Die Zeit vom 17. März können Sie hier lesen.
Bischof entschuldigt sich für den Standpunkt des Vatikan zur Homosexualität. Johan Bonny, der Bischof von Antwerpen, bietet Homosexuellen seine Entschuldigung für den Standpunkt des Vatikan zur Homosexualität an. Dass der Vatikan in seiner neuen Stellungnahme Homosexualität als eine Sünde bezeichnet, hält Bonny für beschämend, wie er in einem Meinungsbeitrag in der flämischen Tageszeitung De Standaard schreibt. Den Artikel vom 17. März finden Sie hier.
Segensverbot: Vatikan reagiert auf Kritik. Der Vatikan hat auf die Kritik an einem Dokument der Glaubenskongregation von diesem Montag reagiert. In dem Text verbietet die Kongregation die Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. Den Artikel vom 18. März finden Sie hier.
Kirchenrechtler Mückl: Absage an Segnung homosexueller Paare endgültig. Es sei »eine Absage des Apostolischen Stuhls an Bestrebungen, Segnungen von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts einzuführen oder auch nur zu dulden«, betont Stefan Mückl. Sein Mainzer Kollege Matthias Pulte sieht aber keine Endgültigkeit. Den Artikel vom 18. März können Sie hier lesen.
»Warum getauften und aus dem Glauben lebenden Menschen der gemeinsame Segen versagt bleiben soll, kann nicht schlüssig erklärt werden.« Ewald Volgger, Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz und Herausgeber des Bandes »Benediktion von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften«, nimmt zum Verbot der Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare Stellung. Den Wortlauf seines Statements vom 18. März finden Sie hier.
Antwerpener Bischof an Vatikan: »Uns reicht’s!«Ungewöhnlich scharfe Kritik nach dem vatikanischen Nein zur Segnung homosexueller Paare: »…und deshalb sagen wir belgischen Bischöfe ‚genug ist genug!‘«, so der Antwerpener Oberhirte Johan Bonny. Den Arikel vom 19. März finden Sie hier.
Dogmatiker und Fundamentaltheologen kritisieren Nein zu Homo-Segnungen. Das kategorische Nein der Glaubenskongregation zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist auf viel Protest gestoßen. Nun meldet sich auch die Theologie zu Wort: Dogmatiker und Fundamentaltheologen fordern eine offene Diskussion. Den Artikel vom 20. März können Sie hier lesen.
Über 200 Professoren gegen Nein zum Segen homosexueller Verbindungen. Die Proteste gegen das römische Machtwort gegen die Segnung homosexueller Partnerschaften reißt nicht ab: Nun haben sich über 200 Professoren gegen die Position der Glaubenskongregation gewandt – mit ungewöhnlich deutlichen Worten. Den Artikel vom 22. März finden Sie hier.
Moral, Macht und Pflichtenkreise: Was ist los in der katholischen Kirche? Rom sagt Nein zur Segnung homosexueller Paare, Köln legt ein Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt vor, und den Synodalen Weg gibt es auch noch. Das Gespräch mit der Erfurter Dogmatikerin Julia Knop im Deutschlandfunk vom 22. März können Sie hier lesen und hören.
Segnung homosexueller Paare: Bischof Fürst für »versöhnliche Lösung«. Das vatikanische Nein zur Segnung homosexueller Paare schlägt nach wie vor hohe Wellen. Nun meldet sich auch der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst zu Wort: Er will eine Regelung, die dem Eheverständnis der Kirche und der Würde der Person entspricht. Den Artikel vom 23. März finden Sie hier.
»Aber in der Bibel steht doch …« Die Glaubenskongregation behauptet, die Kirche habe keine Vollmacht, homosexuelle Paare segnen zu können. Dies sei ein Irrtum, meint Thomas Hieke. Er ist Professor für Altes Testament an der Universität Mainz. Seinen Blog vom 15. März finden Sie hier.
Sex und Segen. Man kann die Bibel als Steinbruch für die eigenen harten Vorurteile verwenden und als Zitatgeber für Dogmatismus. Aber das ist nicht ihr Sinn. Was »da steht«, steht nicht da, um Menschen zu bedrängen und zu verachten; es steht da, um den Menschen zu helfen. Die Gedanken von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung vom 10. April finden Sie hier.
Missbrauchs-Opfer: Papst will Nein zu Homosexuellen-Segnung reparieren. Der chilenische Aktivist Juan Carlos Cruz, Missbrauchsopfer und seit kurzem Mitglied der vatikanischen Kinderschutzkommission, hat nach eigenen Angaben mit Papst Franziskus über das vatikanische Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare gesprochen. Im Interview der Zeitung »La Tercera« sagte Cruz, er könne zwar keine Details preisgeben, aber Franziskus sei „sehr verletzt“ von dem Vorgang und wolle ihn „in irgendeiner Weise reparieren“. Den Artikel vom 11. April finden Sie hier.
Die Doppelmoral der Kirche kann ich nicht mehr verteidigen. Nach einem Foto mit einem homosexuellen TV-Star musste ein Seminarist das Priesterseminar verlassen. Für Volker Resing reicht nicht die Lehrmeinung der Kirche zur Homosexualität für einen Skandal, sondern Verlogenheit, Doppelmoral – und Zynismus. Den Artikel vom 27. April können Sie hier lesen.
Theologe Kranemann: Kirche muss Segensfeiern für Homosexuelle anbieten. Es dürfe nicht bei einer »unverbindlichen Rede« von der Achtung homosexueller Menschen bleiben, sagt Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann. Stattdessen brauche es eine grundlegende Änderung in jenem Kernbereich kirchlichen Lebens. Den Artikel vom 30. April finden Sie hier.
Segnungen homosexueller Paare: Den lauten Protest auslaufen lassen. Der Protest gegen das Vatikan-Veto zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare habe schon jetzt alles erreicht, resümiert der Kommunikationsberater Erik Flügge. Doch er könne nur Rückenwind geben, wenn er nicht weiter eskaliert. Daher müsse nun die Devise gelten: Runter vom Baum! Seinen Debattenbeitrag vom 8. Mai können Sie hier lesen.
Biblische Konzepte von Beziehung sind zeitgebunden. »All diese Themen, die wir in der Gegenwart diskutieren oder die wir stärker wahrnehmen, tauchen in der kirchlichen Lehre noch nicht auf, weil man eben ganz stark noch einem alten Bild folgt. Das kommt aber aus einer ganz anderen Zeit, wo eben vielerlei Vorstellungen anders waren. Dieselbe Bibel berichtet locker davon, dass König David mehrere Frauen hatte, zehn Nebenfrauen, sein Sohn, König Salomo, bringt es auf 300 Ehefrauen, das steht in der Bibel. Und jeder sagt, ja, das ist eine andere Zeit, ganz klar. Aber diese andere Zeit muss ich bei allen biblischen Geschichten berücksichtigen, es ist überall ein kolossal anderer kultureller Hintergrund. Und je stärker ich das berücksichtige, das ist ja eigentlich historisch-kritische Bibelwissenschaft, umso mehr komme ich auch zu anderen Aussagen.« Das ganze Interview mit Pfarrer Bernd Mönkebüscher vom 9. Mai im Deutschlandfunk Kultur können Sie hier hören und lesen.
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Bild: Johannes Simon
In: Pfarrbriefservice.de